8 - Expert*innengespräch "Religionsunterricht in Bayern" - Input III zu ReliBa [ID:9520]
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Dank für die Einladung. Meine Kommentare zu der Studie mache ich aus zwei Perspektiven

oder aus zwei Interessen. Einmal bin ich interessiert, daran zu fragen, wie weit jetzt diese Studie

eben auch Ausdruck eines bestimmten Kontextes von Religionsunterricht ist. Also ein bestimmter

konfessionelles Set-Ur-Dix. Und ich kommentiere auch aus der Perspektive kontextueller Umbrüche

im Ruhrgebiet und thematisier das jetzt aber nicht einzunahmend. Ich will nur klar machen,

was mein besonderer Blick auf die Situation jetzt in Bayern ist. Dass diese Studie notwendig ist,

weil es ja gegenwärtig auch eine große Kluft gibt zwischen einerseits programmatischen Erklärung und

kräglichen Resolutionen und der Situation des Religionsunterrichts an den Schulen,

dürfte für uns alle selbstverständlich sein. Ich glaube, das wird deswegen halt auch eine

fundierte empirische Forschung zum Religionsunterricht brauchen, die eben dann einen Beitrag leisten kann

dazu, dass wir auch realitätsnah empirisch geerdet über zukünftige Gestalten des Religionsunterrichts

oder eben jetzt im Falle des balbischen Kontextes über die Weiterentwicklung des konfessionellen

Religionsunterrichts reden können. Bei der hier zu kommentierenden Studie ist dies ein Blick auf die

methodische Anlage und die damit erzielte Aussagekraft, wie ich meine, gegeben. Hinzu kommt eben,

dass mit der Befragung von Lehrerinnen eine Personengruppe untersucht wird, die in doppelter

Weise eine Schlüsselbedeutung hat für die Aufklärung über Bedingungen des Religionsunterrichts.

Sie sind ja Akteure im sozialen Feld des Religionsunterrichts und sie reflektieren

als solche dann auch die Bedingungen dieses Feldes. Also die Einstellungen der Lehrkräfte zeigen zugleich

oder geben Hinweise auf die Bedingungen, die Praxis des Feldes im Sinne eines, ich sage jetzt

mit Pierre Bourdieu, im Sinne eines Opus operatum, also einer geprägten Situation. Und zugleich

lassen sich über die in den Einstellungen der Lehrkräfte zutage tretenen Dispositionen auch

handlungsweise identifizieren, die das Feld im Sinne eines modus operandi beeinflussen und letztlich

auch verändern können. Vereinfacht gesagt, die aufschließende Bedeutung einer Religionslehrerstufe

liegt darin, dass sie sowohl Aussagen über die Situation des Religionsunterrichts als auch über

ihre möglichen Veränderungsdynamiken zulässt. Das klingt jetzt zunächst ein bisschen umständlich,

hat aber meines Erachtens eine wichtige hermeneutisch-analytische Bedeutung für die Frage,

inwieweit der zurzeit ja auch vielbeschworene Kontext oder Kontext oder Faktor eine Rolle für

den Religionsunterricht spielt. So wie Lehrer in ihrem religionspädagogischen Handeln auf

gegebene Konstellationen, zum Beispiel Zusammensetzung von Lerngruppen und eben auch Rahmenbedingungen,

Lehrpläne und Organisationsformen des Religionsunterrichts im Sinne dieses

Opus operatum reagieren, sind auch die Einstellungen von Lehrkräften immer zugleich Ausdruck eines

bestimmten Kontextes. Im Falle dieser Studie eben auch Ausdruck des bayerischen kontextuellen

settings-konfessionell getrennten Religionsunterrichts. Und ich füge hinzu, im Falle jetzt auch des

evangelischen Religionsunterrichts in Bayern, wenn ich das richtig verstanden habe, ja auch mit einem

nicht so vernachlässigen Spezifikum, dass es eben der Religionsunterricht einer bedeutenden

religiösen Minderheit ist. Einerseits, andererseits ist das Verhältnis zwischen Religionsunterricht

und Kontext eben auch alles andere als statisch. Das sehen wir an den laufenden Debatten über

konfessionell-kooperativen Religionsunterricht und die Möglichkeiten interreligiöser Kooperation.

Das bedeutet, das Verhältnis zwischen Religionsunterricht und Kontext ist also nicht

nur eine fest etablierte, strukturierte Struktur und auch nicht nur als solche zu analysieren,

sondern es ist eben auch im Sinne des genannten modus operandi als eine strukturierende Struktur zu

betrachten. Das bedeutet, in den Handlungsperspektiven, den Handlungsdispositionen, den Einstellungen der

Lehrkräfte kreuzen sich gewissermaßen das Verhältnis oder die Effekte des Verhältnisses zwischen

opus operatum, dem Feld und modus operandi. Deswegen sind auch für die Analyse von Religionsunterricht

im Kontext Lehrkräfte Schlüsselakteure. Die Analyse der Sichtweisen von Lehrerinnen auf den

Religionsunterricht, den sie vorfinden und den sie aber auch zugleich gestalten, erlaubt damit

eben auch Aufschluss über die Stabilität oder Veränderungsdynamik des Religionsunterrichts in

einem spezifischen Kontext. Das ist der theoretische Hintergrund, mit dem ich dann versuche einige

ausgewählte Ergebnisse hervorzuheben und jetzt auch in bewusster, bewusster Pointierung auch zu

kommentieren. Zunächst mein genereller Eindruck. Sollte es in Bayern, und ich diskutiere jetzt nicht

Presenters

Prof. Dr. Thorsten Knauth Prof. Dr. Thorsten Knauth

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:29:04 Min

Aufnahmedatum

2018-06-08

Hochgeladen am

2018-10-01 15:24:11

Sprache

de-DE

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